Kalorien zählen, Essen tracken: Neuer Schlankheitswahn oder hilfreiches Tool?

Entdecke, ob Food-Tracking eine gesunde Unterstützung für dich sein kann oder ob es unnötigen Druck auf dein Wohlbefinden ausübt.

08. Mai 2025 3 Minuten

Kalorien zählen, Essen tracken: Neuer Schlankheitswahn oder hilfreiches Tool?

Einstieg: Bekanntes Szenario?

Es ist dieser Moment, in dem du am Abend auf der Couch sitzt und überlegst, ob du wirklich noch ein Glas Wein trinken solltest. 🍷 Nicht wegen des Alkohols – sondern wegen der Kalorien. Denn seit ein paar Tagen trackst du dein Essen. Alles. Jedes Topping, jedes Dressing, sogar der Biss vom Croissant deines Kindes. Warum? Weil dir eine App sagt, dass du sonst dein Ziel verfehlst. Aber was ist dieses Ziel eigentlich – und gehört Kontrolle wirklich zu einem gesunden Lebensstil?

Warum jetzt? Trend oder Transformation?

Food-Tracking boomt. Was früher mühsam mit Papier und Taschenrechner dokumentiert wurde, läuft heute per App, oft gekoppelt mit Smartwatch oder Fitness-Tracker.

Besonders beliebt sind:

  • MyFitnessPal: Die bekannteste App weltweit – riesige Lebensmitteldatenbank, viele Funktionen, aber in der Gratis-Version mit Werbung und weniger individuell.
  • Yazio: Stylisches Design mit Fokus auf intuitive Bedienung und Zielorientierung (z. B. Muskelaufbau, Abnehmen, Fasten). Besonders beliebt bei Frauen.
  • Lifesum: Ein Mix aus Ernährungstagebuch und Lifestyle-Coach – mit Rezeptvorschlägen, Ernährungsplänen und einem frischen UX-Design.
  • FDDB Extender: Deutschsprachiger Klassiker mit starker Nährwerttiefe – eher nüchtern im Look, dafür sehr präzise und auch ohne Registrierung nutzbar.
  • Lose It! Einfacher Einstieg und klare Struktur – ideal für Tracking-Anfänger*innen. Besonders beliebt in den USA, mit verspieltem Interface.a
  • Zepp App mit integriertem Food-Logging

Was als praktisches Gesundheits-Feature begann, entwickelt sich rasant zum gesellschaftlichen Phänomen – mit über 50 Millionen Downloads weltweit. Doch je mehr Tools zur Verfügung stehen, desto lauter wird auch die Kritik: Fördert das Tracken gesunde Gewohnheiten oder neue Zwänge?

Was steckt dahinter? – Food-Logging einfach erklärt

Beim Food-Logging geht es darum, die tägliche Nahrungsaufnahme digital zu dokumentieren – inklusive Kalorien, Makronährstoffen, manchmal sogar der Flüssigkeitszufuhr. Die gängigen Apps basieren auf riesigen Datenbanken und personalisierten Tageszielen. Ziel: Ein besseres Verständnis für die eigene Ernährung und mehr Kontrolle über Gesundheit, Gewicht oder Sportperformance.

Entstanden ist das Konzept ursprünglich in der Diätberatung und im Bodybuilding – doch inzwischen nutzen es Menschen in allen Lebensphasen: zur Gewichtsregulation, zur Verbesserung der Verdauung, bei Erkrankungen oder schlicht aus Neugier. Doch was bringt’s wirklich?

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Frau in moderner Küche mit Smartwatch und gesundem Essen

Facetten & Vertiefung – Zwischen Achtsamkeit und Kontrollverlust

Empowerment oder Dauerstress? Viele Frauen berichten, dass ihnen das Tracken zunächst hilft, ihre Essgewohnheiten zu reflektieren – vor allem versteckte Zucker, unbewusste Snacks oder Portionsgrößen. Aber: Aus einer Hilfe wird schnell Druck. Wer ständig auf Zahlen starrt, verliert leicht das natürliche Gefühl für Hunger und Sättigung.

„Ich wusste irgendwann nicht mehr, ob ich wirklich Hunger hatte – oder nur Kalorien übrig“, erzählt Julia, 32, die nach einem Jahr Tracking wieder aufgehört hat.

Erfahrungen anderer Anwenderinnen aus unserem Umfeld

Lea, 27, Veganerin: „Ich fand es am Anfang super, um Nährstoffe besser zu checken. Aber irgendwann wurde es mir zu eng – ich wollte wieder frei entscheiden können.“

Nora, 40, Mutter von zwei Kindern: „Mir hat es geholfen, meine Müdigkeit zu verstehen. Ich habe gemerkt, wie unausgewogen ich esse, wenn ich gestresst bin.“

Dr. Maren Schröder, Ernährungspsychologin: „Food-Logging kann unterstützend wirken – aber es sollte nie das eigene Körpergefühl ersetzen. Und: Es ist nicht für jede psychische Verfassung geeignet.“

HerLifestyle-Moment – Was brauchst du wirklich?

Vielleicht ist es nicht die App, die dir sagt, was du essen darfst. Vielleicht ist es dein Körper, der gehört werden will. Deine Bedürfnisse, nicht dein Kalorienziel. Und vielleicht ist es genau dieser Moment, in dem du entscheiden darfst: Muss ich alles tracken – oder darf ich einfach fühlen?

Unser Redaktionsimpuls

Food-Logging kann eine wertvolle Orientierungshilfe sein – aber kein Ersatz für Selbstwahrnehmung.Es lohnt sich, regelmäßig zu reflektieren: Nutze ich das Tool oder kontrolliert es mich? Für sensible Phasen (Essstörungen, mentale Belastungen) ist Tracking eher ungeeignet, hier empfehlen wir definitiv professionelle Unterstützung durch eine Therapeutin oder einen Therapeuten.
Es geht nicht um Perfektion. Sondern um Bewusstsein – in deinem Tempo. 🍀

 

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