Einsam im Wochenbett: Warum das so viele Mütter betrifft – sogar Carolin Kebekus

Kaum ist das Baby da, sollte eigentlich alles perfekt sein – doch viele Mütter erleben stattdessen stille Einsamkeit. Das weiß auch Comedienne Carolin Kebekus, die im Interview offen über ihre Einsamkeit im Wochenbett spricht. Warum das passiert, was aktuelle Studien zeigen – und wie du als neue Mama oder Freundin wirklich helfen kannst.

24. Oktober 2025 7 Minuten

Einsam im Wochenbett – warum so viele Mütter sich allein fühlen (und was wirklich hilft)

💬 Carolin Kebekus: "Ich war im Wochenbett einsam, obwohl ich nie allein war!"

„Gerade im Wochenbett war ich oft total einsam, obwohl ich nie allein war“, sagte Carolin Kebekus im Tagesschau24-Interview – und trifft damit einen Nerv bei vielen Müttern. Eine Frau, die sonst auf der Bühne steht, pointiert, stark, laut – und trotzdem dieses Gefühl kennt: plötzlich abgeschnitten zu sein. Kein Smalltalk, keine Routine, kein vertrauter Rhythmus mehr. Nur du, dein Baby und ein stilles Haus.

Dass selbst jemand wie sie so offen über diese Zeit spricht, zeigt: Einsamkeit nach der Geburt ist kein Randphänomen, sondern ein Thema, das mitten in der Gesellschaft stattfindet.
Denn viele Mütter erleben genau das Gleiche – da ist das ersehnte Kind, da sind Partner, Freunde, Familie … und doch entsteht eine Leere, die niemand erwartet hat.

Warum ist das so? Was passiert im Körper – und in der Seele – wenn Glück und Erschöpfung so eng beieinanderliegen?

🩷 Was wirklich im Wochenbett passiert: Körper & Seele zwischen Glück und Erschöpfung

✨ Das Wochenbett gilt als eine der verletzlichsten, aber auch transformativsten Phasen im Leben einer Frau. Kaum ist das Baby da, beginnt ein Ausnahmezustand – körperlich, hormonell und emotional.

🌀 Der Körper arbeitet im Hochbetrieb: Die Gebärmutter zieht sich zurück, die Hormonlage kippt abrupt, und durch den plötzlichen Abfall von Östrogen und Progesteron wird das Wohlfühlhormon Oxytocin zum wichtigsten Anker. Es sorgt einerseits für Nähe und Bindung, kann andererseits aber auch Tränen und emotionale Überwältigung auslösen.

💤 Dazu kommt Schlafmangel: Studien zeigen, dass neue Mütter im Schnitt bis zu 700 Stunden Schlaf im ersten Jahr verlieren. Diese Erschöpfung wirkt sich direkt auf Stimmung, Belastbarkeit und Konzentration aus – ein Risikofaktor für Einsamkeit und depressive Verstimmungen.

🧠 Psychologisch betrachtet ist das Wochenbett ein „Identitäts-Reset“: Aus der Frau wird die Mutter. Dieser Rollenwechsel geht mit einem massiven Umdenken einher – wer bin ich jetzt, wenn alles um mich herum auf dieses kleine Wesen fokussiert ist? Psychologinnen sprechen von einer „Matrjoschka-Metamorphose“ – das alte Ich bleibt im neuen erhalten, aber es muss sich erst wieder einpendeln.

🌫️ Und genau in dieser Zwischenwelt entsteht oft Einsamkeit. Nicht, weil niemand da ist – sondern weil das eigene Innenleben plötzlich so anders ist, dass man sich selbst kaum wiedererkennt.

Einsamkeit nach der Geburt ist kein persönliches Versagen – sondern ein Zeichen, dass Mütter mehr Unterstützung brauchen.
Einsamkeit nach der Geburt ist kein persönliches Versagen – sondern ein Zeichen, dass Mütter mehr Unterstützung brauchen.

📊 Neue Zahlen zeigen, wie verbreitet Wochenbett-Einsamkeit wirklich ist

📈 Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und sie sind erschreckend klar: Laut der internationalen Love & Loneliness Study 2025 von Momcozy gaben über 67 Prozent der befragten Mütter an, sich im Wochenbett regelmäßig einsam zu fühlen – obwohl sie Partner, Familie oder Freunde um sich haben.

Fast jede zweite Frau (47 %) sagte, sie bekomme weniger soziale Unterstützung, als sie erwartet hatte. Und mehr als die Hälfte (54 %) erlebte anhaltende Stimmungsschwankungen oder das Gefühl, emotional „leer“ zu sein.

Die Studie zeigt, dass Einsamkeit kein Einzelfall ist, sondern ein globales Phänomen moderner Mutterschaft. Besonders betroffen:

  • Erstgebärende, die zum ersten Mal die Verantwortung für ein Baby tragen.
  • Mütter, deren Partner früh wieder arbeiten.
  • Frauen, die wenig familiären Rückhalt oder kein stabiles soziales Netz haben.

📉 Expertinnen ordnen die Ergebnisse eindeutig ein: Fehlende Unterstützung, unrealistische Erwartungen und das Tabu, über Schwäche zu sprechen, schaffen ein Klima, in dem sich viele Frauen isoliert und unzulänglich fühlen – genau dann, wenn sie eigentlich Nähe und Verständnis am meisten bräuchten.

💔 Warum so viele Mütter sich im Stich gelassen fühlen

🫶 Eigentlich sollte das Wochenbett eine Zeit der Geborgenheit sein – ein sicherer Kokon für Mutter und Kind. Doch für viele fühlt es sich eher an wie eine leere Blase: alles still, alle weg, alles auf Anfang.

🏠 Gesellschaftliche Erwartungen spielen dabei eine riesige Rolle. Das Ideal der „perfekten Mutter“ sitzt tief – immer geduldig, immer dankbar, immer glücklich. Wer diesem Bild nicht entspricht, hat schnell das Gefühl, etwas falsch zu machen. Die Psychiaterin Andrea Eisenhut von der Universitätsklinik Zürich bringt es auf den Punkt: „Das Wochenbett ist keine Zeit des schnellen Wiederaufstehens, sondern eine Phase der langsamen Regeneration und Eingewöhnung in ein neues Leben.“ (Quelle: Wochenbett nach der Geburt: Babyblues bis postpartale Depression - Wissen - SRF)

👩‍👩‍👧 Früher war da das sprichwörtliche Dorf, das half, tröstete, auffing. Heute leben viele Familien isoliert, oft weit entfernt von Großeltern oder Freundinnen. Nachbarschaft hat sich in Freundlichkeit, aber nicht in Verbindlichkeit verwandelt – und wer einmal in dieser Phase steckt, traut sich selten, laut um Hilfe zu bitten.

📱 Und dann ist da Social Media: Überall lächeln Mütter mit Baby auf dem Arm – frisch geschminkt, perfekt ausgeleuchtet, vermeintlich glücklich. Wer diesem Bild nicht entspricht, hat schnell das Gefühl, etwas falsch zu machen. Die Leipziger Psychiaterin Prof. Christine Rummel-Kluge bringt es auf den Punkt: „Traurige junge Mütter kommen in unserer Welt ja eigentlich nicht vor. Aber die Glückserwartung, die üblicherweise an den Familienzuwachs geknüpft wird, stellt sich nicht immer ein.“ (Quelle: Wenn Mutter oder Vatersein nicht glücklich macht - LZ, Leipziger Universitätsklinikum)

😶 Das Tabu, sich einsam zu fühlen, sitzt tief. Kaum jemand spricht offen darüber, weil Einsamkeit immer noch als Makel gilt. Doch genau dieses Schweigen lässt das Gefühl größer werden.

„Deswegen: Falls jemand eine neue Mama im Freundeskreis hat, fragt bitte, wie es ihr geht – nicht nur, wie’s dem Baby geht“, erinnert Carolin Kebekus im Tagesschau24-Interview.

Denn oft reicht schon ein ehrlicher Satz, eine kleine Geste, um diesen Kreislauf aus Schweigen und Scham zu durchbrechen.

Das Glück ist unendlich – und trotzdem mischt sich bei vielen Müttern in der Zeit nach der Geburt ein Gefühl von Alleinsein hinein.
Das Glück ist unendlich – und trotzdem mischt sich bei vielen Müttern in der Zeit nach der Geburt ein Gefühl von Alleinsein hinein.

🌿 Was wirklich hilft – Strategien und Hilfsmittel gegen Wochenbett-Depression

💌 Erstens: Sprich es aus.
Einsamkeit verliert Macht, sobald sie Worte bekommt. Sag deiner Partnerin, deiner Hebamme oder deiner Freundin ehrlich, wie du dich fühlst. Kein „Mir geht’s schon“, wenn du dich innerlich leer fühlst. Offenheit ist kein Zeichen von Schwäche – sondern der erste Schritt zurück zu Verbindung.

👭 Zweitens: Lass Hilfe zu.
Viele Mütter glauben, sie müssten alles allein schaffen – Stillen, Haushalt, Baby beruhigen, Besuch empfangen. Dabei ist das Wochenbett genau die Zeit, in der Unterstützung entscheidend ist.
💡 Wenn jemand anbietet, Essen vorbeizubringen: Sag Ja. Wenn du eine Freundin brauchst, die einfach still dabeisitzt: Sag Ja.
👉 Unterstützung findest du auch bei Organisationen wie wellcome.de, die praktische Hilfe im Alltag für junge Familien vermitteln.

🧸 Drittens: Mach’s dir körperlich leichter.
Einsame Momente fühlen sich oft noch schwerer an, wenn du körperlich erschöpft bist. Kleine Tools können helfen, dir den Alltag zu erleichtern – und damit Raum für Erholung zu schaffen.
🍼 Die smarte Momcozy M9 ist zum Beispiel ideal, wenn du dein Baby flexibel füttern willst, ohne an einen Ort gebunden zu sein. (Mehr dazu auch hier in unserem exklusiven herLifestyle-Produkttest) 
🛏️ Auch ein ergonomisches Stillkissen oder eine kuschelige Decke fürs Wochenbett können kleine Anker sein – Dinge, die dich im wahrsten Sinne „halten“.

💬 Viertens: Bleib in Kontakt.
Auch wenn es Überwindung kostet – geh ans Telefon, schick eine Sprachnachricht, triff dich kurz mit jemandem, der dir guttut.

🌤️ Fünftens: Senk den Perfektionsdruck.
Niemand ist sofort „fertig“ als Mutter. Es ist okay, sich überfordert zu fühlen. Es ist okay, nicht zu strahlen. Und es ist okay, mal nichts zu posten.

 Versuch stattdessen kleine, reale Highlights zu schaffen – ein Spaziergang, ein Moment im Bett mit Musik, eine warme Dusche. Mini-Glücksmomente statt großer Erwartungen.

💫 Carolin Kebekus über Gemeinschaft, Mut und echtes Hinschauen

Am Ende bringt Carolin Kebekus es selbst am schönsten auf den Punkt. In ihrem Gespräch mit Tagesschau24 spricht sie nicht nur über ihr eigenes Wochenbett, sondern auch darüber, wie wir als Gesellschaft wieder mehr füreinander da sein können.

„Gerade im Wochenbett war ich oft total einsam, obwohl ich ja nie allein war. Aber man ist tatsächlich vom sozialen Leben so ein bisschen abgeschnitten. Deswegen: Falls jemand eine neue Mama im Freundeskreis hat, fragt bitte, wie es ihr geht – nicht nur, wie’s dem Baby geht.“

Ein Satz, der hängenbleibt – weil er Mütter aus der Stille holt und alle anderen daran erinnert, wie viel eine einfache Frage bedeuten kann.

Carolin Kebekus sagt weiter: „Was natürlich hilft, ist, wenn wir einfach ein bisschen freundlicher miteinander umgehen. Mehr lächeln im Alltag, vielleicht mal die Nachbarn ansprechen oder auf einen Kaffee einladen. Oft wissen wir gar nicht, wer alles mit uns im selben Haus wohnt. Dabei ist Gemeinschaft für uns alle – und für unsere Gesellschaft – unglaublich wichtig.“

Es ist diese Mischung aus Alltagsnähe und Weitblick, die ihre Worte so kraftvoll macht. Sie redet nicht über Politik, sondern über Haltung: über das kleine Stück Freundlichkeit, das jede*r beitragen kann.

Und an alle, die sich einsam fühlen, richtet sie einen Appell voller Empathie:

„Ich glaube, es hilft, wenn man einfach auch Leuten in seiner Umgebung sagt, wie man sich fühlt. Ich denke nicht, dass das jemanden abschreckt – im Gegenteil. Viele sind froh, wenn sie hören: ‚Hey, du bist nicht allein.‘“

Diese Ehrlichkeit ist kein Schlusswort, sondern eine Einladung – das Schweigen zu brechen und ehrlich zu zeigen, wie es einem wirklich geht. Denn genau da, wo jemand sagt „Mir geht’s gerade nicht gut“, entsteht Nähe. Und vielleicht ist das am Ende die wichtigste Erkenntnis.

💗 Danke, liebe Carolin Kebekus, für diese offenen Worte – sie sind echte Mutmacher für alle Mütter!

 

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